Reformierte Kirche Cordast (CH)

Die besondere Gestaltung der Kirche von 1874/75 zeugt von der damaligen Lage der reformierten Zuzüger in den Gemeinden mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung: Predigtsaal und Pfarrwohnung befinden sich bei der schlichten und funktionalen Lösung unter einem Dach. Als erste Erweiterung konnte 1876 neben der Kirche ein Friedhof angelegt werden. Seit 1974 ist zudem der zum 100-jährigen Jubiläum errichtete Glockenturm weitherum sichtbar. Neueste Ergänzungsbauten auf dem Areal sind das Gemeinschaftszentrum sowie ein Spielplatz.

Als sich 1825 die erste reformierte Familie in Cordast niederliess, war der obere Teil des Seebezirkes ausschliesslich von Katholiken bewohnt. Grössere Ausmasse nahm der Zustrom von reformierten Bauernfamilien an, als die Bundesverfassung von 1848 das unbeschränkte Niederlassungsrecht gewährleistete. Das dringendste Anliegen der Zugewanderten waren Schulen für ihre Kinder. Dieser Wunsch konnte 1855 in Gurmels und 1860 in Courtepin realisiert werden. Die Schulstuben fanden in der Folge auch Verwendung als Gottesdiensträume. Bald genügte die Betreuung durch auswärtige Pfarrer nicht mehr. Daher fasste die rasch wachsende reformierte Minderheit die Errichtung einer selbständigen Gemeinde und den Bau einer Kirche mit Pfarrwohnung ins Auge. Es war allerdings nicht einfach, einen geeigneten Platz zu finden, der allen zusagte. Nach lebhaften Diskussionen einigte man sich auf das Dörfchen Cordast, das in der Mitte zwischen den beiden Schulhaus-Standorten lag. Mit Unterstützung aus dem reformierten Stammland gelangte die reformierte Bevölkerung des Oberen Seebezirkes an den Kanton, eine selbständige „Pfarrei Cordast“ einrichten zu dürfen. Der Grosse Rat bewilligte dies durch sein Dekret vom 4. März 1874.

Für seine Baupläne bediente sich der Architekt Benedikt Schneider beim Formengut der Münchner Neurenaissance; sichtbar etwa bei der Gestaltung der Fensterpartien oder des in dieser Art nicht mehr erhaltenen Eingangsbereiches. Diesen Plänen folgend, legte man am 28. Mai 1874 den Grundstein des Gotteshauses. Am 26. August 1875 feierte die junge Diasporagemeinde die Einweihung ihres schlichten, aus einem „Betsaal“ und einer Pfarrwohnung bestehenden Putzbaus. Für den Gottesdienstraum fertigte der Tischler Josef Pfanner in Freiburg die Kanzel sowie den oktogonalen Tauftisch. Im Dachreiter hing die Glocke mit der Inschrift „Trachtet nach dem, was oben ist, und nicht nach dem, was auf Erden ist“. In Ergänzung zur Kirche bewilligte der Staatsrat 1876 das Anlegen eines Friedhofes.

Bis auf einige Eingriffe bei der Renovation von 1954 (sowie 1956 durch die Einweihung der Orgel) wurde die Kirche im ursprünglichen Zustand erhalten. Den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit und der weiter wachsenden Gemeinde wurde man durch zusätzliche Bauten gerecht; etwa 1899 durch ein freistehendes Unterrichtslokal. Anlässlich des Jubiläums von 1974 haben dann Katholiken und Protestanten gemeinsam alles unternommen, um neben der Kirche einen freistehenden, 19 Meter hohen Glockenturm zu bauen. Die Glocke von 1874 wurde hierfür um zwei grössere Glocken aus der Giesserei Rüetschi in Aarau ergänzt.

1999 konnte schliesslich das Gemeinschaftszentrum gebaut werden, welches das kleine Unterrichtslokal ersetzte. Seit 2014 werten zudem eine Arena und ein Spielplatz das Kirchenareal auf und machen es zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt.